2022/2023/2024 "KULTUR.ARBEIT - für eine neue Weltbeziehung"
Vom Soziologen Hartmut Rosa haben wir den Terminus Weltbeziehung übernommen, um ein notwendiges, neues Denken anschaulich zu benennen und den inflationären Begriff der Nachhaltigkeit durch einen offeneren Begriff zu ersetzen. Vor zehn Jahren schrieb Rosa sein Buch „Weltbeziehungen im Zeitalter der Beschleunigung – Umrisse einer Gesellschaftskritik“ und analysierte aus verschiedenen Blickwinkeln die Veränderungen in unserer Welterfahrung. „Für eine neue Weltbeziehung“ ist aber auch ein Aufruf zur Umorientierung, die Sicht auf und den Umgang mit Mutter Erde neu zu denken. Passiv erfahren wir die Welt und aktiv greifen wir bedenklich in die Welt ein. „Wir sind die dominante Art auf einem relativ kleinen Planeten, die ihre Zivilisation in Richtung verschiedener Formen von Selbstzerstörung entwickelt (zerstörtes ökologisches Gleichgewicht, atomare Selbstauslöschung, globale soziale Unruhen), … (Slavoj Zizek, „Haben wir eine Zukunft?“, DIE ZEIT Nr. 3/2023)
Dass unsere Welt aktuell mehr denn je einem Tollhaus gleicht – Kriege werden geführt, Frauen in Kleidergefängnisse gezwungen, junge Menschen hingerichtet, weil sie es wagen, sittenpolizeiliche Einschränkungen in Frage zu stellen, Parlamentsgebäude in Demokratien gestürmt, der Klimawandel und seine Folgen schöngeredet bzw. ignoriert, Wirtschaftswachstum als Naturgesetz gesehen … – ist unübersehbar. So kann es wohl nicht weitergehen. Oder, um es mit dem Buchtitel von Katharina Rogenhofer (Referentin bei den 40. Goldegger Dialogen) zu sagen: „Ändert sich nichts, ändert sich alles!“ Nicht anders hat es schon vor 40 Jahren Fritjof Capra (auch er war bei den 40. Goldegger Dialogen dabei) in seinem Bestseller „Wendezeit – Bausteine für ein neues Weltbild“ erläutert und plädiert, wir müssten unser lineares Denken – Stichwort permanentes Wachstum – zugunsten eines komplexen, netzartigen Denkens aufgeben.
Die Welt ein Tollhaus und es fällt schwer, positiv in die Zukunft zu schauen. Nadja Maleh, unnachahmlich und umwerfend in ihren Rollenspielen, lässt in ihrem Programm „Bussi Bussi“ eine Figur (im ausverkauften Kemenatensaal im Oktober 2023) sagen:
„Das Leben is oarg! Schau, ich mach's so: Jeden Abend schau i mir die Nachrichten an. Und danach einen Horrorfilm. Warum? Um mich zu beruhigen!“
Bei den Querschlägern – vielleicht waren Sie bei einem der zwei ausverkauften Konzerte im März 2023 – klingt die Kritik (auf der CD (((Echo))) nachzuhören) an unserer Weltaneignung so:
es is no so vü grea rund ums dörfe
des is schea aba bleibn kånn des nid
weil de wiesn und felda und bleamla und bam
de bringant jå neamd an profit
drum
tea ma no a bissl tea ma no a bissl tea ma no a bissl betoniern
tea ma no a bissl tea ma no a bissl bodn vasiegln asphaltiern
tea ma no a bissl eah glei nur a bissl weil a so bissl schåd ja nix
und wånn s nid legal is wås ins scheißegal is
håmma insre tricks
Apropos Kulturarbeit: im Sinne einer kulturellen Grundversorgung hoffen wir, dass Sie unser Veranstaltungsangebot sinnstiftend und einer guten Weltbeziehung förderlich empfinden ...
Heinz Kaiser